Gemeindeschwestern für die Großgemeinde

Was ist eine Gemeindeschwester?

Eine Gemeindeschwester oder Community Nurse ist eine diplomierte Krankenpflegeperson mit einem zusätzlichen abgeschlossenen Studium. Gemeindeschwestern (auch Männer können diesen Beruf selbstverständlich ausüben) arbeiten im ländlichen Raum, dort, wo öffentliche Verkehrsmittel und (Fach)ÄrztInnen weiter entfernt sind als in der Stadt oder gar nicht vorhanden. Angestellt sind Community Nurses bei der Gemeinde. Das heißt auch, dass Menschen, die sie in Anspruch nehmen, dafür nichts oder nur sehr wenig bezahlen.

In Österreich gibt es derzeit noch nicht viele solche spezialisierten Krankenpflegepersonen. Sie arbeiten derzeit noch im Rahmen eines EU-Projektes. Das wird sich aber in Zukunft sehr wahrscheinlich ändern, weil dieses für Österreich neue Angebot im Regierungsprogramm unter dem Punkt „Unterstützung pflegender Angehöriger“ enthalten ist.

Aufgaben von Community Nurses

Gemeindeschwestern kommen zu Menschen mit zum Beispiel langwierigen und chronischen Krankheitsverläufen oder bei Pflegebedürftigkeit bzw. Behinderung.

Zentrale Elemente dabei sind u.a. die

  • koordinierte Behandlung von chronisch und multimorbid Kranken. Das kann mitunter die Koordinierung und Steuerung ganzer Versorgungsprozesse bedeuten.
  • Sichern der Primärversorgung und Versorgungskontinuität
  • Begleiten von Programmen zur Gesundheitsförderung und Prävention (z. B. Sturzprophylaxe/Rauchentwöhnung)
  • Durchführen von Wiederholungs- und Kontrolluntersuchungen
  • Veranlassen von Screenings im Rahmen der Krebsvorsorge und andere Check-Ups
  • Behandeln von Bagatellerkrankungen (z. B. Erkältung)
Was bedeutet das genau?

Menschen, die chronisch krank sind und zum Beispiel unter Diabetes, Schizophrenie, Parkinson, Demenz oder Herzerkrankungen leiden oder auch Menschen mit chronischen Schmerzen oder Alkoholabhängige brauchen sehr oft medizinische und/oder pflegerische Versorgung. Gleichzeitig sind sie aber aus gesundheitlichen Gründen oft gar nicht in der Lage, zu diversen Haus- oder FachärztInnen zu fahren, zumal oft weder ÄrztIn noch öffentlicher Verkehr zur Verfügung stehen. Hier springt die Gemeindeschwester ein.

Oft brauchen Menschen aber auch nur vorrübergehend Unterstützung, wenn sie zum Beispiel nach einer Operation oder einer schweren Erkrankung aus dem Spital wieder nach Hause entlassen werden oder eine Reha antreten sollen. In solchen Situationen können verschiedene Probleme auftauchen, etwa wenn die Wohnung nicht barrierefrei ist und man nach einer Oberschenkelfraktur vorübergehend nur mehr mit einem Rollator gehen kann oder wenn Stufen oder der Einstieg in die Badewanne zur unüberwindbaren Hürde werden. Vielleicht muss auch eine Wunde noch weiter fachgerecht versorgt und beobachtet werden. Kochen, Einkaufen, Wohnung in Ordnung halten ist ohne Hilfe (oft nur vorübergehend) nicht mehr möglich. Neue Hilfsmittel müssen organisiert werden, Anträge müssen gestellt werden, eventuell steht einem auch Pflegegeld zu – und die Betroffenen wissen es gar nicht.

Andere pflegen vielleicht schon länger Angehörige zu Hause und vergessen darüber ihre eigene Gesundheit: Rückenschmerzen, Gelenksprobleme, Depressionen, Überlastung und Überforderung scheinen unvermeidbar zu sein.

In all diesen Situationen hilft die Gemeindeschwester, kommt ins Haus, erhebt gemeinsam mit Betroffenen die Probleme, erarbeitet und organisiert Lösungsmöglichkeiten. Sie berät, übernimmt die Organisation und Koordination von Terminen bei Haus- und FachärztInnen, TherapeutInnen, Spitälern, Hauskrankenpflege, Ambulanzen. Sie versorgt Wunden, misst Blutzucker oder Blutdruck, erkennt Ernährungsprobleme und achtet darauf, dass der Alltag z.B. von sturzgefährdeten Menschen möglichst sicher ist und bleibt.

Auch Menschen mit Behinderung profitieren von einer Gemeindeschwester.

In Grün.Enzersdorf arbeitet die Gemeindeschwester eng mit der oder dem SozialarbeiterIn, die ebenfalls bei der Gemeinde angestellt ist, zusammen. Denn in Grün.Enzersdorf bekommen alle kompetente Unterstützung. Niemand allein gelassen.

Lilli Pohl
Foto: © Timur Romanov/Unsplash