Schatten für klimafreundliche Mobilität

Im Juni 2019 nahm Prof. Univ.-Doz. Dr. Johannes Gepp, Präsident des steirischen Naturschutzbundes, Temperaturmessungen in Graz vor. Gemessen wurde an fünf verschiedenen Stellen zwischen 13 und 16 Uhr am Nachmittag. Während die Lufttemperatur an einer baumlosen Stelle 35,3 Grad betrug, war die Lufttemperatur an einer vergleichbaren Stelle mit Baumbestand 26,9 Grad. Die Kühlwirkung des Baumschattens liegt somit bei über acht Grad. Spitzenreiter der Messungen war der Mur-Radweg mit unglaublichen 60,7 Grad am Asphalt.

Am Mur-Ufer betrug die Lufttemperatur unter dem Baumbestand 26,9 Grad, ohne Baumbestand, dafür aber mit Steinböschung, wurden 43,4 Grad Lufttemperatur gemessen. Der Grund dafür ist die starke Hitzeabstrahlung des Asphalts mit seinen 60,7 Grad.

Umweltfreundliche Mobilität fördern durch Schatten

Will ein Ort auf klimafreundliche Mobilität setzen, dürfen nicht diejenigen, die sich am umweltfreundlichsten fortbewegen, also FußgängerInnen und RadfahrerInnen, am meisten unter der Hitze leiden. Somit sollten in Grün.Enzersdorf Radwege und Gehsteige so gut als möglich mit Baumpflanzungen beschattet werden. Bei neu entstehenden Rad- und Fußwegen ist das schon in der Planungsphase mitzuberücksichtigen. Bei schon bestehenden Geh- und Radwegen müssen wir prüfen, ob und wie viele Möglichkeiten es gibt, Bäume zu pflanzen. Dort, wo bereits ein Grünstreifen ist, lässt sich das recht einfach umsetzen. Fallweise muss aber auch Asphalt aufgerissen und Grüninseln geschaffen werden, umgeben von Versickerungsflächen, damit neue Bäume unsere Zukunft angenehmer machen.

Ein Beispiel dafür ist die Prinz Eugen-Straße, heute aufgrund ihrer Breite eine Rennstrecke, auf der im Sommer die Luft vor Hitze flirrt. Gut vergleichbar mit der Messumgebung in Graz. Hier sind viele Menschen zu Fuß und auch mit dem Rad unterwegs. Der Kindergarten ist quasi an einem Ende, das Marchfeldcenter am anderen. Doch in dieser menschenfeindlichen Umgebung unterwegs zu sein, stelle eine enorme körperliche Belastung dar.

Prinz Eugen-Straße – Ist-Zustand

Sie könnte ganz anders aussehen.

Prinz Eugen-Straße in Grün.Enzersdorf

Eine Erleichterung nicht nur für FußgängerInnen und RadfahrerInnen, sondern auch für die BewohnerInnen der umliegenden Häuser. Bäume sind natürliche Klimaanlagen und kühlen ihre gesamte Umgebung um bis zu 10 Grad.

Hitzehölle Fußgängerübergang

Die oft sehr langen Wartephasen an Verkehrsampeln sind im Hochsommer für FußgängerInnen eine zusätzliche körperliche Herausforderung. In der prallen Hitze zerfließt man förmlich. Wenn die Lufttemperatur um die 35 Grad beträgt, wissen wir durch die Messungen aus Graz, dass wir noch einiges an Grad dazurechnen müssen, die durch den heißen Asphalt abgestrahlt werden. Schon für junge und gesunde Menschen ist das anstrengend, viel mehr aber noch für Kinder, ältere oder nicht mehr so fitte BewohnerInnen von Groß-Enzersdorf. Für sie ist das Warten an solchen Ampeln eine unzumutbare gesundheitliche Belastung. Die Blutgefäße erweitern sich, der Blutdruck fällt, das Herz wird nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt, um dieses weiterpumpen zu können. Infolgedessen wird das Gehirn wird mit Sauerstoff unterversorgt und man verliert das Bewusstsein. Hitzekollaps. Allein schon das starke Schwitzen ist ein Problem, weil es zu einem Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust führt und die Muskeln ihre Arbeit nicht mehr richtig machen können.

Bäume pflanzen

Ein solches Beispiel ist die Ampel an der B3. Um in Richtung bzw. aus Richtung Marchfeldcenter die Straße zu queren, wartet man in der prallen Sonne. Eine enorme Belastung für den Körper. Die Ampelphase für die Autofahrer aus bzw. nach Wien ist sehr lang.

Beispiele wie dieses gibt es viele in unserer Stadt. Für all diese muss man von Fall zu Fall eine Lösung zur Beschattung zu finden. Die Natur schenkt uns ein wunderbares Mittel, um der lähmenden Hitze ein wenig entgegenwirken zu können: Bäume! Wir müssen sie einfach fachgerecht pflanzen – und dann auch in den kritischen ersten Jahren mit Wasser versorgen und pfleglich behandeln.

Margit Huber

Foto: © Wolfgang Gangl
Visualisierung: © Christian Klotzner