Geplante Lobau-Autobahn

Heute noch Autobahnen bauen und dabei von Klimaschutz reden, das geht nicht zusammen. Autobahnen gehören zu den klimaschädlichsten Projekten. Nicht nur wenn sie in Betrieb sind, zerstören sie Lebensraum, Luft und oft auch Wasser. Auch in der sehr viele Jahre dauernden Bauphase stellen sie eine enorme Umweltbelastung dar.

Mobilität für gestern

Die sogenannte Lobau-Autobahn, die Groß-Enzersdorf und Essling zerschneiden würde, gehört zu den umweltschädlichsten Projekten Österreichs. Diese Autobahn wurde in den 1990er Jahren unter völlig anderen Voraussetzungen geplant und nie mehr evaluiert. Jetzt – fast 30 Jahre später – sollen drei Milliarden Euro ausgegeben werden, für ein Projekt, das – sollte es jemals fertig werden – bereits um die 40 Jahre alt sein wird.

Auswirkungen auf Mensch & Natur

19 km Autobahn sind zwischen Süßenbrunn und Schwechat geplant, davon 8,5 km als Tunnel durch den Nationalpark Donau-Auen. Beim Abtauchen durchschneidet der Tunnel wie ein Damm die grundwasserführenden Schichten. Das Grundwasser und das sensible ökologische Gleichgewicht in der Lobau wären dadurch bedroht.

Täglich 60.000 zusätzliche Fahrzeuge würden an Groß-Enzersdorf vorbeirasen. Denn die Lobau-Autobahn ist als Transitautobahn angelegt – von Danzig bis hinunter zur Adria. Von Umfahrung kann also keine Rede sein. Die Asfinag will Mauteinnahmen generieren und die FrächterInnen von der slowakischen D2 nach Österreich locken.

Schadstoffe, Lärm & Trockenheit

Für Groß-Enzersdorf würde die Lobau-Autobahn einen massiven Anstieg der Luftschadstoffe bedeuten. Innerhalb von vier Kilometern sind drei Autobahnknoten geplant: die Halbanschluss-Stelle Raasdorf, die Anschluss-Stelle Groß-Enzersdorf und die Halbanschluss-Stelle Essling beim Kreisverkehr am Ortsanfang. Die Halbanschluss-Stelle beim Kreisverkehr wäre dann eine sechsspurige Kreuzung. Der Lärm aller drei Autobahnknoten wäre als andauernder Hintergrundlärm weithin deutlich vernehmbar. Im Sommer wäre die Hitzeabstrahlung all dieser neuen Zufahrtsstraßen enorm.

Wir leben jetzt schon in einem Feinstaub- und Stickoxidsanierungsgebiet und tragen damit erhebliche Gesundheitsrisiken. Nicht zu unterschätzen auch der Dauerlärm, der auf uns zukommen würde. Erst nach dem jetzigen Kreisverkehr taucht die Autobahn laut Planung in Richtung Lobau in den Tunnel ab. Der Schall fahrender Fahrzeuge bei der Einfahrt in einen Tunnel bricht und es käme zum Dauerlärm noch ein ständiges rhythmisches An- und Abschwellen hinzu. Zusätzlich noch der Dauergeräuschpegel der nur 10 m hohen Abluftbauwerke. Deren Lärmpegel ist mit 100 Dezibel enorm!

Nur 100 m entfernt liegen die ersten Siedlungshäuser, ganz in der Nähe Schulen und Kindergärten. Häuser und Grundstücke rund um Autobahnen verlieren massiv an Wert. Die Hausbrunnen würden trocken fallen. Es käme auch zu einem Baumsterben riesigen Ausmaßes rund um die Baustelle, da der Grundwasserspiegel sehr weit abgesenkt werden muss, um den Bau überhaupt möglich zu machen. In den Projektunterlagen ist nachzulesen, dass die Wasserversorgung für Groß-EnzersdorferInnen jahrelang mittels Tankwagen bewerkstelligt werden müsse.  Die Baugrube wäre 30 m tief, 50 m breit und 300 m lang. Ein ökologisches Desaster!

Wirtschaftliche Nachteile

Mit dem Bau von Autobahnen geht stehts eine Abwanderung der Wirtschaft einher. Die lokale Wirtschaft wird geschwächt, immer mehr Menschen werden zu PendlerInnen. Die Sparten, die sich ansiedeln, sind wenig beschäftigungsintensiv – zum Beispiel Lagerhallen und Speditionen.

Lange schon ist klar – und auch durch eine Studie des IHS belegt: Ein Euro in die Schiene investiert, bringt dreimal so viel Geld, Geld in Bildung investiert, erhöht das BIP gar und das Siebenfache.

Grün.Enzersdorf for future

Während woanders schon längst Autobahnen abgerissen (zB Seoul) oder rückgebaut (zB Paris) werden, sollen – wenn es nach dem Willen der gestrigen Politiker geht – bei uns noch neue gebaut werden. Selbst der Bau von Autobahnen an sich ist schon dermaßen klimaschädlich, dass wir uns das im Lichte der Klimakatastrophe schlicht nicht leisten können.

Was wir brauchen, ist eine Lösung für die vielen Menschen, die tagtäglich in Ost-West-Richtung pendeln. Um diese Verkehrsachse abzudecken, setzen wir uns für eine moderne Hochleistungsstraßenbahn ein, die uns mit Hainburg auf der einen Seite und Wien auf der anderen verbindet sowie für einen Zubringerbus zum Bahnhof Raasdorf. Das ist ökologisch, das ist „for future“, das ist Grün.Enzersdorf!

Margit Huber

Foto: (c) BIM