food & energy – Jobs durch Landwirtschaft

Landwirte sollen von ihrer Arbeit gut leben können. Kleinere Betriebe – und ja, auch ein Bauer mit 100 Hektar gilt noch als klein – können nur überleben, wenn sie vielfältige Einkommensquellen haben. Am lokalen Markt kann man nur überzeugen mit Sortenvielfalt und Geschmack im Gegensatz zum einheitlich fad schmeckenden Billiggemüse und -obst aus dem Import.

Vielfalt

Damit sich ein Landwirt den Anbau von vielfältigen, geschmacklich überzeugenden Arten und Sorten leisten kann, sollten die Subventionen nicht wie bisher nach Fläche, sondern nach Arbeitskraft ausbezahlt werden. Nachhaltige, arbeitsintensive Kulturen und Anbauweisen, die den Boden und die Biodiversität für spätere Generationen aufwerten, sollten auch entsprechend entlohnt und gefördert werden.

Mit der Natur arbeiten

In unserer Großgemeinde muss dem Klimawandel und seinen Folgen schon jetzt etwas entgegengesetzt werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zuallererst die Vermeidung von CO2-Ausstoß und eine natürliche CO2-Speicherung im Boden. Humusaufbau ist nämlich eine der nachhaltigsten und effektivsten Methoden, um Kohlenstoff zu speichern.

Um Erosion zu verhindern, die zunehmend zum Problem im Marchfeld wird, sind auch viel mehr biodiverse Hecken im Marchfeld notwendig. Hecken speichern pro Hektar 75 bis 360 Tonnen CO2. Wenn in diesen Hecken mindestens 20 verschiedene Pflanzenarten wachsen – Bodenbewuchs, Büsche, Sträucher bis hin zu Hochstämmen -, bieten diese Hecken Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Immer wächst und blüht etwas. Diese Lebensräume weisen eine große Artenvielfalt aufweisen und bieten daher auch eine Nahrungsgrundlage und ein Zuhause für Bestäuberinsekten. Und, nicht weniger wichtig, für Fressfeinde von Schädlingen.

Kostensparen durch Hecken

Kommen im Frühjahr Blattläuse, so verspeisen die Marienkäfer aus der Hecke am Feldrand diese mit Vorliebe. Durch dieses natürliche Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Fressfeinden am Feld erledigt sich das Problem nach einer Woche von selbst. Das ist umweltschonend und kostengünstig.

Laub, Holz und Wurzeln der Hecke bauen neue, tiefere Humusschichten auf, die nachweislich mehr Wasser speichern und damit mehr Nährstoffe für andere Pflanzen bereitstellen. Langfristig muss der Bauer auf den Feldern weniger beregnen und weniger düngen.

Hecke als Lebensmittelquelle

In Grün.Enzersdorf wächst in der Hecke auch viel Essbares, von einer Vielfalt an Kräutern über eine Vielfalt an Obst (Kernobst, Beeren) bis hin zu nahrhaften Pilzen. So ist vom Frühling bis in den Spätherbst etwas zu finden, das gut schmeckt.

Diese große Vielfalt an Essbarem wird entweder vom Bauern selber verkauft und vermarktet oder von der Grün.Enzersdorfer Community gesammelt und verarbeitet. Zum Beispiel in einer professionellen Küche im Co-Working-Space im Zentrum der Stadt. Hier ließe sich vieles kreativ verarbeiten. Daraus könnten Produkte entstehen, mit denen sich so mancher Bewohner aus Grün.Enzersdorf eine Existenz aufbauen oder zumindest ein kleines Zusatzeinkommen verdienen kann.

Die Blütenvielfalt bietet auch Spitzenerträge für die ortsansäßigen ImkerInnen – mit völlig neuen Geschmacksrichtungen.

Durch die vielen Hecken ist auch der Niederwildbestand gestiegen. Die Bejagung und professionelle Verarbeitung von Wildfleisch aus Grün.Enzersdorf eröffnet den Gasthäusern neue kulinarische Möglichkeiten: Wildplatten mit Beeren aus lokaler Produktion schmecken nicht nur sensationell. Man kann sie auch guten Gewissens essen, da sie so gut wie keinen Transportweg hinter sich haben.

Der Grün.Enzersdorfer Schmankerlmarkt am Samstag zieht BesucherInnen von weither an. Denn hier finden sie Produkte aus biologischem Anbau und einzigartige Geschmacksrichtungen.

Biomasse aus der Hecke

Durch die Hecken haben die Landwirte auch im Winter ein Zusatzeinkommen. Nicht nur bekommen sie Subventionen für den Erhalt dieser, das Holz, das durch die Pflege der Hecken anfällt, verkaufen sie an die kleine Biomasse-Kraftwerke, die den Grün.EnzersdorferInnen Strom und Wärme an kalten und windstillen Tagen liefern.

Peter Comhaire

Foto: (c) Kurt Kracher