Lebensqualität durch Nachtflugverbot

Groß-Enzersdorf ist ein toller Platz zum Leben. Unerträglich ist jedoch der ständig wachsende Flugverkehr über unseren Köpfen und der damit verbundene Lärm. Wenn man sich im Freien nicht mehr unterhalten kann und an erholsamen Schlaf bei offenem Fenster nicht zu denken ist, ist klar: Das darf so nicht sein!

Schützen wir unsere Lebensqualität mit einem Nachtflugverbot. Es gibt gute Beispiele, dass es funktioniert.

Nachtflugverbot – Der Flughafen Frankfurt schafft das!

Seit 2012 gibt es ein Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen. Starts und Landungen sind zwischen 23 und 5 Uhr untersagt. Und trotzdem: 2018 zählte Frankfurt 70 Millionen Fluggäste und erreichte damit einen Höchstwert. Der Gewinn konnte auf 474 Millionen Euro gesteigert werden. Die Daten zeigen, dass der Nachtschlaf der Menschen und der Gewinn der Unternehmen zusammenpassen.

Nachtflugbeschränkung – Der Flughafen Wien schafft es nicht!

2018 hat der Flughafen Wien mit 27 Millionen Passagieren einen neuen Rekord erreicht. Die vereinbarte Nachtflugregelung sieht die Einschränkungen des Flugbetriebs zwischen 21 und 7 Uhr vor. Der Luftraum über Groß-Enzersdorf darf 24 Stunden uneingeschränkt beflogen werden. Für die Zeit zwischen 23:30 und 05:30 Uhr wurde die Zahl der Starts und Landungen auf 4.700 pro Jahr vereinbart. Der Flughafen Wien hat diese Grenze 2017 und 2018 verfehlt!

Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!

Ganz frei von Luftbewegungen ist auch der Nachhimmel über Frankfurt nicht. 2018 gab es 1.098 Landungen zwischen 23 und 0 Uhr, im Jahr 2017 zählte man 775. Heuer ging die Zahl der Nachtflüge drastisch zurück. Erreicht wurde das durch hohen Kontrolldruck der Aufsichtsbehörde und eine deutliche Erhöhung der Strafgebühren. In Österreich vermissen wir solche Kontrollen.

Das Verkehrsministerium ist die oberste Zivilluftfahrtbehörde, die Landeshauptleute sind die nachgeordnete Behörde. Beide Instanzen vergessen offenbar: Lärm, besonders in der Nacht, macht krank! Die angebliche „wirtschaftliche Entwicklung“ eines Flughafens darf nicht wichtiger sein als die Gesundheit der Bevölkerung.

Lärm geht ans Herz!

Lärm schadet der Gesundheit. So steigt das Risiko, wegen Verkehrslärm an einem Herzinfarkt zu sterben, pro 10 Dezibel Lärmbelastung um vier Prozent. Nächtlicher Lärm ist besonders relevant für akute Herzerkrankungen und natürlich die Schlafqualität. Fluglärm hat auch einen deutlichen Effekt auf das Diabetes-Risiko. Lärm erzeugt eine Stressreaktion im Körper. Vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen beeinflusst die Blutgerinnung. Dabei haben die subjektive Lärmbelästigung und Lärmempfindlichkeit keinen Einfluss darauf, wie stark sich Lärm gesundheitlich auswirkt. Denn unsere Ohren sind auch im Schlaf offen!

Lärm stört auch die Entwicklung unserer Kinder. Lesefähigkeit, Gedächtnisleistung oder Aufmerksamkeit – häufig erforscht in Schulen, die Fluglärm ausgesetzt sind – entwickeln sich langsamer. Schlaf hat eine wichtige Funktion für die Gesundheit und die Entwicklung von Kindern. Sie benötigen längere Schlafzeiten.

Wo die Gesundheit im Mittelpunkt steht!

In Deutschland gibt es an den meisten Flughäfen starken AnrainerInnenschutz bis hin zu absoluten Nachtflugverboten von 0 bis 5 Uhr (Hamburg, Leipzig, Saarbrücken, Bremen, Dortmund, Dresden, etc.). Auch in der Schweiz gilt in Genf und Zürich eine Nachtruhe zwischen 24 und 6 Uhr. Ausnahmen sind zulässig für Notlandungen, Rettungs- und Polizeiflüge, für Militärmaschinen und bewilligte Flüge von Staatsluftfahrzeugen.

Es ist möglich

Flughäfen florieren auch mit AnrainerInnenschutz. Die Notwendigkeit eines Nachtflugverbots gilt auch für den Flughafen Wien. Die Landesregierung von Niederösterreich muss endlich das tun, wofür sie gewählt wurde: sich um die Gesundheit der NiederösterreicherInnen kümmern. So wie Wien das tut. Für uns Menschen in Groß-Enzersdorf bedeutet das einen Quantensprung an Lebensqualität.

Christine Medwed
Foto: (c) Kurt Kracher