Wasser für die Au!

Es geht viel schneller, als befürchtet

Die Gewässer, die Teiche, die Lacken der Unteren Lobau verschwinden. Der Mangel an Wasser ist eklatant. Ein regelmäßiger Beobachter des Geschehens ist der Groß-Enzersdorfer Naturfotograf Kurt Kracher: „Das Kühwörtherwasser ist stellenweise kurz vor dem Austrocknen und die Schwadorfer Rinne teilweise staubtrocken. In den Pfützen suchen Reiher, Kormorane und Eisvögel die letzten Fische.“

Dass sich die Donau immer tiefer gräbt und ihr Umfeld demgemäß vom Wasser abgetrennt wird, ist seit Jahrzehnten deutlich. Dass sich Klima und Wetter verändern ebenso. Wieso hat man angesichts dieser Lage und in Anbetracht der Ziele des Nationalparks noch immer nichts gegen die Austrocknung der Lobau unternommen?

ExpertInnen und Willensbekundungen zur Rettung der Lobau

Es gibt konkrete Pläne und einfach umzusetzende Maßnahmen, die Lobau als Augebiet zu erhalten. Bereits 1997/98 gab es einen Arbeitskreis „Entwicklungsziele Lobau“ aus Nationalparkgesellschaft und MA 45 (Gewässer) und MA 49 (Forst). Das Ergebnis dieses Arbeitskreises ist „unter anderem die Empfehlung, die Untere Lobau angemessen in den Hochwasserabfluss einzubeziehen, um damit eine sinnvolle ökologische Entwicklungsperspektive für dieses Gebiet sicherzustellen.“ Dabei sei jedoch auf den Trinkwasserschutz und den Schutz vor Ölunfällen zu achten.

Eine Trinkwasseraufbereitungsanlage in Stadlau würde das Problem mit der vermeintlichen Gefährdung der Trinkwasserbrunnen lösen. In den 1990er Jahren gab die Stadt Wien Millionen dafür aus – für Grundstücksankäufe, Werbematerial und einen ArchitektInnenwettbewerb. Der Bau dieser Anlage wurde jedoch 2004 aus fadenscheinigen Gründen abgesagt. Ein Projekt, mit dem die Au gerettet werden könnte, wurde abgesagt. Millionen wurden wortwörtlich in den Sand gesetzt.

Im Oktober 2006 tagte erneut ein ExpertInnenkreis zum Thema Wasser. Das Ergebnis: ein Papier mit dem Titel „Ergebnisse des ExpertInnenhearings und weitere Vorgangsweise hinsichtlich Fertigstellung des verbesserten Donauhochwasserschutzes für Wien“, das unter anderem die Wiener Umweltstadträtin Sima eigenhändig unterschrieb. In diesem Papier geht es um Maßnahmen, die existenziell für eine ökologisch funktionierende Au sind. Die „Stadt Wien sei bereit und entschlossen“ zum „Bau von mindestens zwei Dotationswehren … um eine entsprechende Gewässervernetzung und Dynamisierung der Unteren Lobau zu erreichen.“

Zusammenfassend wurde festgehalten: „Die Stadt Wien beabsichtigt den verbesserten integrativen Donauhochwasserschutz für Wien in Verbindung mit der Sicherstellung/Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Unteren Lobau als Auengebiet rasch fertig zu stellen.“

Die Politik hält sich nicht an Vereinbarungen

Der Marchfelddamm wurde mittlerweile gebaut. Für die Lobau ist hingegen nichts geschehen. Es heißt, man könne nicht, weil aufgrund von Berechnungen die Trinkwasserbrunnen gefährdet wären. In der Praxis könne man das aber nicht austesten, denn dies würde ein paar Millionen kosten und für die Stadt Wien sei das zu teuer. Es fehlt also die Umsetzung des Projekts aus den 1990er Jahren, für das schon Millionen geflossen sind. Die Stadt Wien müsste die restlichen Gelder investieren und die Lobau und ihre tierischen und pflanzlichen BewohnerInnen könnten aufatmen. Ebenso die Menschen, die in der Au Erholung suchen oder in einem der Badegewässer Erfrischung suchen.

Als der WWF als Mitunterzeichner des Papiers Ende 2017 die unterschriebenen Versprechungen des ExpertInnenhearings von 2006 einfordern wollte und um ein Gespräch mit der Umweltstadträtin ersuchte, wurde er von ihrem Büro abgewimmelt. Die politisch verantwortliche und letztlich entscheidungsbefugte Stadträtin schickte stattdessen die beiden Chefs der MA 45 und MA 49 zu einem Gespräch. Deren Fachkenntnis und guter Wille ersetzte jedoch klarerweise nicht die politische Willenskraft.

Wenn sich die Politik nicht an die längst getroffenen Vereinbarungen hält, bleiben Lobau, Tiere, Pflanzen und auch wir Menschen auf der Strecke. Gerade in Zeiten der Klimakrise sind intakte Wasserlandschaften ein wichtiger Faktor für ein erträglicheres Klima in ihrer Umgebung.

Margit Huber
mit Dank an das Lobaumuseum
Foto: (c) Kurt Kracher